An Deutschland
konnte ich mich gar nicht mehr richtig erinnern. Ich wusste noch, dass es da
Schnee gibt und Jahreszeiten. Und das unsere Familie da war. Alle, nicht nur
Mama und Papa. Eben alle. Und dass mir das gefallen hat.
Aber ich weiß
auch noch, dass ich in Deutschland immer Angst hatte. Vor anderen Kindern und
vor den Menschen auf der Straße. Und sogar vor Hunden.
Na komm. Komm,
ich helf dir.
Deutschland ist
ein dunkler Ort für mich. Nicht so hell und heiß wie Kenia.Ein Ort mit großen
Gebäuden und mit düsteren Zimmern. Deutschland ist unsere Heimat, sagt Papa. Er
vermisst wohl vor allem seinen Vater. Meinen Opa. Er hatte eine Nussallergie
und durfte keine Nussplätzchen essen. Er mochte Heinrich Heines Gedichte gern.
Vor allem die über Deutschland. Ich hatte auch zwei Tanten dorrt, die ich
furchtbar gern mochte. Tante Käthe war Mamas Schwester. Papas Schwester hieß
Liesel. Manchmal halfen sie in Großvaters Hotel "'Adler"' aus.
Aber das war in
den guten Zeiten, bevor die Nazis kamen.
Soll ich Ihnen helfen?
Nein, danke.
Wir müssen jetzt fahren.
Die Nazis
verboten Papa, als Rechtsanwalt zu arbeiten und nahmen Großvater das Hotel weg.
Dann war die ganze Familie arbeitslos. Fragte ich meine Eltern, warum das so
ist, bekam ich immer die gleiche Antwort: Weil wir Juden sind, Regina. Deshalb.
00:03:48:08
Bwana! Bwana!
Bwana!Bwana! Bwana! Bwana!
Was ist denn los?
Eine eilige
Nachricht.
Walter. Walter!
Wach auf! Das ist Chinin! Das ist gut.
Komm, wach auf!
Bring mir den Kaffee . Schnell
Menschenskinder,
Walter, wach auf!
Walter, mach den
Mund auf!
00:05:12:16 00 Entschuldigung, ich muss mal eben die Tür
aufmachen. Augenblick.
-Tante Jettel,
gibt es noch Apfelsaft? Kleinen Augenblick. Ja?
-Anna! Schön dass
ihr kommen konntet bei dem Schnee. Rudolf, kommt rein.
- 'n Abend, Frau
Redlich.
Du sollst doch
nicht mit den reden!
- Anna, hallo.
Hallo, Ina.
- Hubert, Jürgen!
Hört auf zu zündeln! Ihr steckt ja noch das ganze Haus an.
- Ja, ja, Klara.
- Hier, beiß mal.
Daran wirst du dich gewöhnen müssen.
- Die Neger essen
alles so verbrannt. Oder ganz roh. Und blutig!
- Aber Hunde
essen die schon! Das weiß ich aus meinem Erdkundebuch.
- Die essen ja
auch Heuschrecken. Halt mal! Was willst du denn in Afrika?
- Du traust dich
doch nicht mal, einen Dackel anzufassen.
Ist das mit
Nüssen?
Es gab nur das
eine, Herr Redlich!
Aber, Klara. So
viele Nüsse sind ja nicht drin!
Weil du davon
niesen musst, gell?
Ja, bei Nüssen muss ich niesen. Jedes
verflixte Mal.
Das Grüne hab ich
geliebt. Walter hatte es mir mal zu Silvester gekauft. Aber irgendwie steht's
mir nicht mehr.
Ich find's
todschick.
Dann nimm's.
Bist 'n Schatz,
Jettel. Danke.
Käthchen. Keine
Tränen heute, ja?
Mal ehrlich, kann
ich die tragen?
Steh halt zu
deinem Hintern, Liesel. Männer mögen's rund.
Das ist was für Sie,
Klara.
Ein bisschen
Glitzer tut Ihnen gut.
Danke schön!
Der ist aus
Afrika.
00:07:16:18 00 –
Rongai, Kenia, 2.
Dezember 1937.
Geliebte Jettel.
Ich kann mir denken, wie aufgeregt du über diesen Brief bist, aber ich bitte
dich, jetzt stark zu sein. Die jüdische Gemeinde in Nairobi übernimmt auch die
Gebühren für eure Einwanderung. Nun ist es soweit. Nach 6 Monaten kann ich
Regina und dich endlich hierher nachkommen lassen. Bitte zögere keinen Tag
länger! Geh sofort zu Karl Silbermann. Er kann dir mit den Schiffskarten
helfen. Sag ihm, welches Schiff es ist und wie lange es unterwegs ist, ist
egal. Hauptsache, es nimmt euch beide mit.
Wirr brauchen
dringend einen Eisschrank. Wenn er nicht mehr in unsere Kisten passt, schmeiß
dafür das Rosenthal-Geschirr raus. Das ist hier völlig unbedeutend.
Besorge noch ein
paar Petromaxlampen, außerdem Moskitonetze und feste Schuhe für dich und
Regina. Versuch ja nicht, Bargeld oder Schmuck mitzunehmen. Du kennst die
Nazis. Sprich so wenig wie möglich über eure Pläne.
Man kann
niemandem mehr trauen, auch nicht den Menschen, die eben noch unsere besten
Freunde waren. Mein Herz zerspringt bei dem Gedanken, euch beide bald in die
Arme zu schließen. Es wird schwer, wenn ich mir vorstelle, wie weh dieser Brief
deiner Mutter tun wird.
00:08:35:17
Walter? Hör zu! Du hast Malaria.
Du musst dieses
Chinin hier nehmen. Hörst du, das ist ganz wichtig!
00:08:47:18 Ich
muss zurück zur Farm. Owuor wird sich um dich kümmern.
00:09:15:10 Max,
was ist? Wir müssen los!
Ich hasse Abschiede. Und Bahnhöfe kann ich
auch nicht leiden. In ein, zwei Jahren ist das hier doch alles vorbei.
Ihr haltet
zusammen, ihr zwei, ja? Versprich mir, dass ihr das zusammen durchsteht.
Einer liebt immer
mehr. Das macht's so schwierig. Und der, der mehr liebt ist verwundbar.
Mein Sohn liebt
dich. Sehr.
Du wirst mir so
fehlen, Max.
Mama!
Sag ihr Auf
Wiedersehen. Bitte.
00:11:17:20
00:11:19:20
Iss das. Das zieht das Feuer aus deinem Körper…..
Sehr gut !
Kennst du
Schlesisches Himmelreich?
Schlesische
Himme...
Fleisch,
Kartoffeln, Speck, Dörrobst, alles zusammengemischt. Mmh!
Ich verstehe kein Wort
In meinem ersten
Leben war ich Anwalt, weißt du?
Kikombe
Wie?
Kikombe.
Kiyo la dirisha
Kiyo la dirisha
dirisha Kiyo la
Asante kapisa
Owuor? Das ist für dich.
Dus schenkst mir deinen Mantel, Bwana?
Das ist keinen Mantel, das ist eine Robe
Ich war krank und
du hast mich gepflegt.
Ich bin dir sehr dankbar Owuor
Ich hab diese
Robe in meiner Heimat getragen.
Als ich noch kein Bwana war
Sondern mit
meinem Kopf gearbeitet habe.
Und hier willst
du die Robe nicht mehr tragen?
Nein. Für eine
Robe muss man klug sein.
Und hier in Rongai bist Du klug. Nicht ich.
Robe.
Ich werde dieses Wort oft sagen müssen,
damit ich es so gut sprechen kann wie du.
Robe Vielen Dank !
6 Wochen fuhren
wir mit einem Passsagierdampfer einmal um ganz Afrika.
Am 20. April
1938, dem Geburtstag des Führers, kamen wirr in Nairobi an.
Regina, nimm das
mal bitte.
Mr. Morrison, der
Besitzer der Rinderfarm, auf der Papa arbeitete, holte uns ab.
Ich musste an Schokolade
denken. Aber Mama erklärte mir auf dem Schiff, dass wir jetzt arm waren. Und
für arme Kinder gibt es keine Schokolade.
Ich hatte ihr
versprochen, tapfer zu sein.
00::16:12
Ein Wagen kommt.
Wo denn
Dort hinten!
Jetzt ist alles gut. Liebste
Karibu
(Willkommen)
Karibu, mensaab kidogo ! (Bienvenue petite fille)
Komm zu mir
Regina, mein
Mädchen! Komm zu mir!
Papa! Wir sind
mit dem Schiff gefahren! Und waren in England und Marokko und überall am Hafen.
Ich hab Delfine gesehen! Und Mama hat auch mal getanzt!
Szene mit Morrison
00:19:25:19
Es gibt zu wenig
Wasser für die Rinder. Für welche Rinder?
Für alle Rinder.
Dein Vater hat
die Papiere besorgt. Und die Fluchtsteuer. Wir hatten Glück. In Hamburg
öffneten sie nur eine Kiste. Da war nur Wäsche drin. Max gab mir den
"'Zauberberg"' für dich mit. Die Bücher waren in der anderen Kiste.
Gott sei Dank.
Ich weiß, es ist
nicht das, was du dir erwartet hast.
00:19:51:19/ 00:21:01
Es ist wunderschön. Aber hier können wir doch nicht leben.
Die Sachen mit dem
Muster nicht. Das brauchen wir nicht alles auspacken. Wir bleiben ja nicht
lange hier.
Memsaab. Sahani –
Sahani (-Teller. Ein Teller.)
Wenn du mit mir reden
willst, musst du schon Deutsch lernen. Teller!
(gibt ihm die
Gläser)
Vorsichtig!
Tio (Ja.)
Sahani (Teller!
00:21:24:02
Jettel? Mein Name ist Süßkind. Auch Walter. Aber alle nennen mich Süßkind.
Ach so. Walter
zeigt Regina gerade die Farm. Sie kommen sicher gleich.
Wollen Sie bei
uns zu Abend essen? Das wäre ganz nett, ja. Ich hab 4 Stunden Sandpiste hinter
mir. Heute fahre ich sicher nicht zurück.
Ich hab Zwiebeln
mitgebracht. Und Zucker. Und Zigaretten.
00:21:59:13
Gepriesen seiest
du, ewiger Gott. Du hast uns den Schabbat gegeben.
In Liebe und zur
Erinnerung an die Schöpfung, ein Andenken an die Befreiung aus Ägypten.
Gepriesen seiest du Ewiger, der du den Schabbat heiligst.
Danke.
Danke.
(Alle) Gut Schabbes! Ich weiß gar nicht, wann
ich das letzte Mal den Kiddusch gehört hab. Bisher hab ich Gott nie vermisst.
Jeden Tag Chinin
macht blind.
Aber die Malaria.
Die kann man
immer noch bekämpfen, wenn sie einen erwischt hat. Owuor!
Trinken wir auf
die Ankunft von Jettel und Regina. Auf unser zweites Leben.
(Alle) Prost.
Wie lange sind
Sie weg von Zuhause?
Hier ist jetzt
mein Zuhause.
Süßkind war schlau
genug, Deutschland schon 33 zu verlassen. Damals war die Ausreise noch
einfacher. Du konntest noch dein Geld mitnehmen, ja?
Und vor allem
deine Bücher.
Und Ihre Frau?
Waren Sie nie verheiratet?
Nein. War ich
nicht.
Und warum nicht?
Jettel!
Ich hatte immer
das Pech, mich in Frauen zu verlieben, die bereits vergeben waren.
Meine Mutter sagt
immer: Das mit den Nazis geht nicht mehr lange so weiter.
Deutschland ist
doch ein Kulturvolk, das Land von Goethe und Schiller.
Papa! Ich glaub,
ich hab Löwen gehört!
Quatschkopf! Hier
gibt's keine Löwen.
Das waren Affen.
Paviane.
Vielleicht
verstellt sich der Löwe ja und spricht mit Absicht wie ein Affe.
Du bringst es in
diesem Land noch weit. Du redest jetzt schon wie ein Neger!
00:24:11:07 Die
Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt
der Rhein.
Der Gipfel des
Berges funkelt
im
Abendsonnenschein.
Die schönste
Jungfrau sitzet
dort oben
wunderbar.
Ihr goldnes
Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr
goldenes Haar.
Sie kämmt es mit
goldenem Kamme
und singt ein Lied
dabei.
Das hat eine
wundersame,
gewaltige
Melodei.
Dem Schiffer im
kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh.
Er schaut nicht
die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh!
Ich glaube die
Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn.
Und das hat mit
ihrem Singen... die Loreley getan!
Schlaf gut, mein
Engel.
Du hast den
Eisschrank nicht mitgebracht, oder?
Jettel?
Nein, hab ich
nicht.
Wieso nicht?
Es war kein Platz
mehr in den Kisten. Wir durften ja bloß zwei Kisten...
Aber für deine
Blümchenmuster war Platz!
Außerdem war kein
Geld mehr da.
Was hast du mit
dem ganzen Geld gemacht?
Wenn du's genau
wissen willst: Ich hab mir das hier gekauft. Bei Wertheim in Breslau.
Es hat 45 Mark
gekostet und ist wunderschön.
Du hast dir ein
Abendkleid gekauft?
Ja.
00:26:17:12
00:26:23:02 (Goebbels)... seinen Namen gibt. Und den Stempel seiner
Persönlichkeit unauslöschlich aufdrückt.
Mensch, dass ich
mich über dem seine Stimme mal so freuen würde...
Ich lass euch den
Kasten da. Dann habt ihr wenigstens etwas Kontakt zurr Außenwelt.
Das können wir
nicht annehmen.
Natürlich kannst
du. Ich hab noch einen.
Außerdem hab ich
dann wenigstens einen Grund, ab und zu vorbeizukommen, um die Batterien
aufzuladen.
Müssen Sie jetzt
fahren?
Ich finde, in
diesem Land sollten wir auf die Form pfeifen und uns duzen. Findest du nicht?
Hast du
eigentlich ein Gewehr da?
Ja, wieso?
Jetzt, wo Jettel
und Regina da sind.
Morrison hat eins
dagelassen.
Viel Glück mit
dem Brunnen! Danke.
00:27:48:23 Ich
darf hier nicht mehr weiter. Mama hat gesagt, nur bis zum Rand!
00:27:56:24
00:27:58:24 Kisuaheli
00:28:11 –
00:30:05.
Kannst du mir
helfen?
Mensaab ?
Helfen!
Ich bin Koch. Ein Koch gräbt nicht in der Erde.
Die Erde ist durstig. Du brauchst mehr Wasser.
Komm mit !
Magi(Wasse)r .
Keine Männer
Nein , Männer tragen kein Wasser. Das ist
Frauensache
Owuor hilf mir . Es ist so schwer.
Owuor hilf uns . Es ist so schwer
00:30:25:21 Owuor
singt : Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren...
00:31:12:07 Warum
schlachtet Owuor keine Hühner? Wir dürfen die Hühner nicht essen.
Das ist mit
Morrison so abgemacht. Nur die Eier.
Ich halte diesen
Fraß nicht aus. Ich brauch auch mal Fleisch!
Danke, Owuor.
Owuor Moto !(Feuer)
Feuer. Ein Feuer muss man ansehen, wenn es lange
geschlafen hat.
Du musst keine
Angst haben. Das ist bloß 'n ganz normales Buschfeuer.
Das kommt nicht
bis zum Haus...
Wohin willst du?
Ich packe. Ich
will hier weg
Was soll das
Jettel ? Das ist doch Blödsinn.
Ich halt's nicht
mehr aus.
Wir müssen es
aushalten.
Das sagst du
immer.
Aber ich will nach
Hause. Ich will zu Mutter und zu Käthe. Ich will zu Menschen, deren Sprache ich
verstehe! Du verdienst keinen Pfennig hier. Wir essen jeden Tag Eier und
Maisbrei! Wie soll wir denn Regina zur Schule schicken? Sie kann doch nicht ihr Leben lang mit Owuor
unter einem Baum hocken.
Verdammt, wir
leben!
Ja, wir leben!
Und wozu? Um den ganzen Tag auf Regen zu hoffen, damit diese verdammten Rinder
nicht krepieren, die uns noch nicht mal gehören? Mein Gott, Ich fühl mich auch
schon wie tot! Und manchmal wünschte ich, ich wär's.
Sag das nie
wieder! Wir sind mit dem Leben davongekommen, gerade noch!
Was soll das schon
wieder heißen?
Die Nazis haben
gestern Nacht überall in Deutschland Synagogen angezündet und jüdische
Geschäfte geplündert. Sie haben alles kurz und klein geschlagen. Menschen,
Häuser, Läden. Alles.
Wie willst du das
auf dieser gottverdammten Farm erfahren haben?
Ich habe heute früh
um 5 den Schweizer Sender reinbekommen. Für die Nazis sind wir keine Menschen
mehr. Verflucht. Ich hab's kommen sehen. Ich hab's doch immer kommen sehen! Kapierst
du jetzt, dass es keine Rolle spielt, wann und ob Regina lesen lernt?
Und Mama? Und
Käthe? Und dein Vater?
Ich weiß es doch
auch nicht! Ich hab immer gesagt, sie sollen da raus!
00:33:58:15 .
November 1938.
Lieber Vater,
die Nachrichten, die mich hier über Deutschland
erreichen, machen mir große Sorgen. Man
fürchtet, ein Krieg ist nicht mehr aufzuhalten. Was sagst du dazu? Wüsste ich
doch nur, wie es euch geht! Würde ich hier nur eine Mark verdienen, ich würde
euch sofort nachholen! Siehst du denn gar keinen Weg, Deutschland noch zu
verlassen? Ich beschwöre dich... Vater, wie sehr sehne ich mich nach einem
Gespräch mit dir, nach deinem Rat, deiner Anteilnahme.
Erst hier in der Fremde wird mir klar, wie reich mich
Gott beschenkt hat mit einem Elternhaus wie dem meinen und wie dankbar ich dir
bin für alles, was du für mich getan hast. Glaub nicht, es war
rausgeschmissenes Geld, mich nach Mutters Tod so lange studieren zu lassen. Ich
bin sicher, eines Tages bin ich wieder der Anwalt, auf den du immer so stolz
warst.
00:35:43:19
00:35:47:19 Halt es vorsichtig fest.
Lachen, Applaus
Toto!
00:35:59:08
Ih, das ist kalt!
Willst du
rumlaufen wie ein Negerkind?
Das ist mir egal.
Ich hab nichts
gegen die Negerkinder. Es gibt ja auch keine anderen Kinder hier. Aber sei
vorsichtig! Sie haben Malaria und Würmer und sind sehr, sehr schmutzig. Ich
will nicht, dass du krank wirst. Ein weißes Kind ist nun mal kein schwarzes
Kind. Iss nichts von dem, was sie dir geben! Und geh niemals in eine ihrer
Hütten!
So. Jetzt schluck
das!
Das ist so
bitter. Und außerdem werd ich davon doch blind!
Unfug! Mach den
Mund auf!
Du, Mama? Heute
Abend wollen sie ein Fest für die Ahnen feiern. Sie wollen ein Lamm schlachten
und ihren Gott Ngai um Regen bitten. Der wohnt auf dem Berg. Dem Mount Kenia.
Und im Feigenbaum auch. Das wird ein großes Fest.
Schön und gut. Aber
du bist ganz sicher nicht dabei.
Die werden um
Regen bitten. Das ist wichtig.
Kannst du mir mal
sagen, warum du immer alles doppelt und dreifach sagen muss? Machen das die
Neger auch so?
Gutes kann man
nicht oft genug sagen.
Sagt wer ?
Alle sagen das!
Gutes kann man nicht oft genug sagen.
Was soll ich bloß
mit dir machen?
Weißt du noch,
die Oma? Die hat doch immer gesagt:
Mach dir ums
Reginchen keine Sorgen. Die hat's Massel vom Goj!
Genau.
's Massel vom
Goj. Das hat die Oma immer gesagt.
Dann brauchst du
dir ja keine Sorgen mehr zu machen, Mama.
Ich hab so Angst,
dass dir was passiert.
Musst du nicht,
hier ist es doch schön!
00:37:39:17
00:37:42:04 Toto? Toto!
00:39:35:01
Schuss
Schuss
Schieß es doch
tot.
Ich kann das
nicht! Du siehst doch, dass es nicht geht!
Ich wollte doch
nur, dass du dein verdammtes Fleisch bekommst.
00:40:38:17
Gute Nacht. Du
kannst ruhig noch lesen. Das Licht stört mich nicht.
Das Buch hab ich
schon 3-mal gelesen. Es ist völlig gleichgültig, ob ich es noch ein 4. Mal
lese!
Pst. Regina! Ich
hab nicht erwartet, dass du jagen kannst, Walter. Ich könnte's auch nicht. Du
hast doch noch nie ein Tier getötet.
Ich will's aber
können! Ich sag dir: Mach mich nicht zum Versager!
Ich hab dich
nicht gebeten, auf die Jagd zu gehen.
Du behandelst
mich wie einen Aussätzigen!
Du hast dich aber
auch so verändert.
Du lässt mich nur
als Anwalt unter deinen Rock! Das ist der Punkt! Verschwitzt und unrasiert
läuft nichts!
Wie du redest...
Wie denn,
Prinzessin! Ich bin dein Mann! Ich darf dir sagen, was ich denke! Du hast
nämlich kein Recht auf ein privilegiertes Leben! Bisher hatten wir nur Glück!
Also hör auf, das Töchterchen aus gutem Haus zu spielen und kapier endlich, um
was es hier geht!
Wo gehst du denn
hin?
In die Kneipe.
Und noch eins: Die Art, wie du mit Owuor umgehst, das erinnert mich an einige
Zeitgenossen in Deutschland, mit denen du sicher nicht in einen Topf geworfen
werden willst!
00:41:54:03 Markt
Habari, kleiner
Hund. Wo kommst du denn her?
Papa, der Hund
hier hat kein Zuhause! Darf ich ihn behalten? Bitte!
Aber du hast doch
Angst vor Hunden! Nein. Hier nicht.
Doch, der gefällt
mir, den behalten wirr.
Wir nennen ihn
Rummler! Wie den Kreisleiter aus Leobschütz.
Rummler ist ein
schönes Wort!
Genau, dann
können wir jeden Tag rufen: "'Rummler, du Mistkerl!"' Und uns freuen,
dass uns niemand verhaften kommt!
00:43:39:23
Toto!
Toto!
00:44:12:
Owuor : Die Lastwagen, sie fahren schnell
Englischer Soldat
:M. Redlich, ich muss sie verhaften.Wir sind im Krieg
Jettel Süßkind, was bedeutet das?
Süßkind Mensch,
hört ihr kein Radio, Walter? Der Krieg ist ausgebrochen. Wir werden alle
interniert!
Walter Ich kann Jettel und Regina nicht
alleine auf der Farm lassen!
Süßkind Mach
dir keine Sorgen. Die Engländer sind zuverlässig. Frauen und Kinder kommen nach
Nairobi.
Soldat Folgen Sie mir, bitte
Jettel Sag mir, ich muss keine Angst
haben.
Süßkind Jettel, ich geb dir mein Ehrenwort Alles
wird gut werden..
Regina (nimmt
Owuors Hand) Ich gehe nicht fort
Walter Owuor, pass auf die beiden auf !
Ja, bwana, das werde ich
tun
Walter!
Regina!
00:45:20:07 Darf
ich den auch mitnehmen? Nein. Entweder den Bär oder die Puppe.
Asante.
Let me help you. Vergessen Sie Ihren Ausweis nicht!
Sprechen Sie
Deutsch?
Ja. Meine Mutter
ist Deutsch.
Keine Tränen ,
kleine Mensaab
Ich werde Euch
überall finden und bald nachkommen
Versprochen ?
Ich komme und
fange dir ein neues Toto
Nein. Ich will
kein neues Toto. Ich hab’s nicht gut geschützt. Seine Mutter hätte besser
aufgepasst. Ich bin keine gute Mutter für ein Antilopenkind.
Du bist klug,
kleine Mensaab
Owuor, pass auf
unsere Sachen auf.
00:46:46:17
Auf einmal waren
wir keine Flüchtlinge,
sondern feindliche Ausländer.
Wir wussten
selbst nicht genau, warum die Engländer uns einsperrten. Wir waren zwar Deutsche und England
war mit Deutschland im Krieg,
aber wir waren ja auch Juden und somit kaum auf Hitlers Seite.
Ankunft in Nairobi
Steigen Sie bitte aus, meine Damen.
Mama, ist das ein
schönes Gefängnis!
This way (Hier entlang)
This is your room (Das ist Ihr Zimmer)
Bleib hier bis zum Abendessen
Verstehen Sie
das?
Na. Wahrscheinlich
wussten die ned, wohin mit uns.
Des is bestimmt
an Plumpudding! Was is'n das?
Woaß i net. Was
Englisches.
Entschuldigung,
ist hier noch frrei?
Ist das nicht übertrieben ? Das sind feindliche
Ausländer.
Das ist unser Standard , sir. Die Hotelleitung
macht keine Kompromisse
Aber wir sind im Krieg !
Auch nicht im Krieg .
Mein Gott, Das
erinnert mich an bessere Zeiten.
Am End müss ma
des ois selberr zahl'n!
Der Chefkoch fuhr
auf 'nem Luxusdampfer. Der kann gar nicht anders.
I hab an Hunger!
This is lobster.Fish, nice
fish!
Nein, danke.
Danke schön.
What's wrong with it, ladies?
In Breslau waren
wir so oft unterwegs. Ständig Abendessen oder Gesellschaften. Das war so ein
schönes Leben!
Ja, ja, vor der
Emigration war jeder Dackel 'n Bernharrdiner!
Sind Sie fertig?
Danke.
No message für Ihren
Mann?
00:50:22
Es ist das
Gefühl, alleine zu sein. Zu spüren, dass man sich eigentlich nicht viel zu
sagen hat. Nichts teile, außer miteinander verbrachte Zeit. Ein Kind
vielleicht. Und diese Erkenntnis ist schmerzhaft. Verstehst du, was ich meine?
Ah ja. Alleinsein
ist eine Sache. Damit kenn ich mich aus.
Aber mit einer
Frau wie Jettel? So eine schöne Frau!
Sie ist so
fröhlich und lebendig.
Vielleicht gibst
du ihr keine echte Chance.
Daheim hat unser
Leben funktioniert. Jeder hatte seine Rolle zu spielen...
Na, siehst du.
Sie will die
Realität nicht wahrhaben. Aber ich will eine erwachsene Frau, mit der ich reden
kann! Ich muss doch auch mit all dem fertig werden. Mein Vater und Liesel...
Halt doch endlich
mal die Schnauze!
Manchmal denke
ich, wir sind wie zwei Pakete. Fest verschnürt liegen wir nebeneinander in
einem Zug, der uns zu einem unbekannten Ziel bringt. Wir reisen eine weite
Strecke miteinander, aber was in dem anderen drin ist, wissen wir nicht.
Du machst dir zu
viele Gedanken. Vielleicht. Schlaf gut.
00:52:00
Bald waren wirr
dem Hotel lästig. Jeden Tag gingen wir und unsere Mütter im Schatten spazieren
und überlegten, was es wohl zum Abendessen gibt.
Wenn wir
wenigstens ein paar Stunden draußen bummeln könnten.
Hier drin wird
man ja wahnsinnig.
Wenn mein Mann im
Lager wäre, würde ich für seine Freiheit kämpfen!
Wie soll'n wirr
denn das machen?
Mama, i hab schon
wieder Hunger!
Ihr seid doch
alle jüdisch. Schreibt einen Brief an eure Gemeinde in Nairobi! Die Juden haben
doch was zu sagen hier.
Kann denn jemand
von uns Englisch?
I scho!
Die jüdische
Gemeinde klärte schnell, dass nicht alle Deutschen in diesem Krieg auf Hitlers
Seite standen. 2 Wochen später durften wir die Männer im Lager besuchen.
In ihren
khakifarbenen Uniformen waren unsere gefangenen Väter kaum von den englischen
Soldaten zu unterscheiden.
Im Lager
Papa! Ich habe
eine richtige Freundin! Sie heißt Inge. Sie kann schon lesen! Und Mama hat
einen Brief geschrieben!
Was für einen
Brief?
Einen richtigen
Brief, damit wir dich besuchen dürfen!
Du hast an die
Engländer geschrieben?
Nicht ich! Alle
Frauen zusammen. Vielleicht können wir bald nach Rongai!
Was haben sie
denn mit dir gemacht? Du warst doch todunglücklich in Rongai. Wollt ihr was
trinken?
Alle wollen
wieder zurück auf ihre Farmen!
Wir können nicht
nach Rongai zurück.
Was?
Ich bin
gekündigt. Wegen dem Krieg. Morrison will keinen „Enemy Alien“ auf seiner Farrm
beschäftigen.
Und was bedeutet
das jetzt?
Dass ich im
Moment keine Arbeit habe und wir kein Zuhause.
Auf jeden Fall
müssen wirr irgendwann unsere Sachen von der Farm holen.
Vielleicht wartet
er ja noch auf uns. Weil er doch denkt, dass wir wiederkommen.
Vielleicht trifft
Papa Owuor ja dann.
Bringt er ihn
dann hierher mit?
Bestimmt.
Bestimmt.
Kann ich ihnen
vielleicht helfen? Ja. Bitte. Danke!
Ich brauche eine
speschal permischon. Ich muss Herrn Edward Rubens besuchen, den Vorsitzenden
der jüdischen Gemeinde. Ich muss ihn dringend sprechen. Bitte.
Here we are.
Please help yourself, Mrs. Redlich.
Mein Mann und
ich, wir have been '36, for the Olympics, in Berlin!
Mein erste Mal in
Deutschland. My God, we were naiv.
Wir glaubten auch
bis zum bitteren Ende, dass unsere zivilisierten Freunde Hitler stoppen würden.
Nonsense! Es gab nie Freundschaft zwischen Deutschen und Juden!
Das sehe ich
anders, wir hatten...
Wo sind sie
jetzt? Wo waren sie in '38? Hätte es Hitler nicht gegeben...Hitler erfand den
Antisemitismus nicht!
I don't think,
Mrs Redlich came here to discuss politics with you! Oder? Wie können wirr
helfen, my dear?
Mr. Morrrrison,
der Besitzer unserer Farm möchte keine "'Enemy Aliens mehr.
Aber ohne Arbeit
kann Walter das Lager nicht verlassen und wir wissen nicht, wie wir neue Arbeit
finden sollen. Deshalb bitte ich Sie um Hilfe. Wir würden alles tun.
Deshalb kommen Sie
zu mir? Glauben Sie, Sie sind die Einzige, die unter diesem blödsinnigen Krieg
leidet? Oder sind wirr für Sie verantwortlich, nur weil wir Sie immigrieren
ließen? Sie sind am Leben! Sie sind hier! By God, machen Sie was draus.
Eddie!
I'm sorry, I can't
help you! Excuse me.
Wir haben
Verwandte in Polen.
Mein Mann hat
seit Monaten nichts mehr von ihnen gehört. Das tut mir Leid.
Well, good luck,
my dear. Please take these Biscuits for your little girl.
Wiedersehen.
00:57:50: Tür
wird geöffnet
Was machen Sie
denn hier? Ihr Ausflug, war der erfolgreich?
Wieso, was meinen
Sie?
Sie suchen einen
Job. Für Ihren Mann. Auf einer Farm. Ich habe einen Freund, hier bei der Army. Er
braucht jemanden. Ich könnte mit ihm sprechen.
Das wäre aber
sehr nett von Ihnen.
...6... 7... 8...
You're verry
beautiful, Mrs. Redlich.
00:59:12:23 Wo
bist du denn? Post für dich.
Sieht ziemlich
wichtig aus.
Yesterday...
today... zum Kuckuck, was heißt jetzt wieder "'morgen"'?
"'Tomorrow"'
heißt das! Vielleicht merkste dir das jetzt mal!
Tomorrow, there
will be rain in Kenia.
Na siehste, geht
doch.
Pussycat,
pussycat, where have you been?
I've been to
London, to see the Queen!
Pussycat,
pussycat, what did you there?
I caught a little mouse under the chairr!
Och Mensch,
Regina!
Walter!
Wie hast 'n das
nur hingekriegt?
Was hab ich denn
hingekriegt?
My daddy! My
daddy is back from prison!
01:00:22:13
Papa! Der heilige
Berg da sieht aus wie'n Chinesenhut!
Hey! Kommst du da
runter? Du brichst dir noch den Hals!
Das ist der
schönste Platz der Welt!
Danke.
Süßkind, ich hab
Angst.
Angst? Wovor?
Dieser Platz hier
ist noch weiter entfernt von deiner Farm als Rongai. Du kannst uns nur selten
besuchen.
Dafür fahr ich
auch 20 Meilen mehr.
Versprochen?
Ich werde öfter
kommen, als dir lieb ist!
Die verdammten
Rinder sind wir los. Wie geht's?
Sehr gut. Nzuri
sana, memsaab? Geht's dir gut?
Ich bin dein
Bwana und befehle dir...
Na was, Bwana?
Zieh deine Bluse
aus!
Bist du
meschugge?
Du bekommst auch
dafür ein gebratenes Huhn.
Und jetzt lauf
den Weg da runter. Wie eine Afrikanerin.
Hast du mich
vermisst in deinem Hotel?
Au! Was soll denn
das?
01:05:15:13
01:05:17:07 Einen Koch!
01:05:35
Ich soll die Post
abholen
Post für meinen
Vater
Es gibt keinen
post für deine Familie
Doch! Da hinten !
Briefe mit dieser
Marke bringen immer Tränen
Ich werde dem
Bwana den Brief geben
Das ist gut, du
bist sein Freund.
Da!
01:06:16:06
Sohrrau, den 2. Oktober 1940.
Mein lieber Sohn! Wie wunderbar zu hören, dass ihr es mit
eurer zweiten Farm recht gut getroffen habt. Auswanderung ist unmöglich
geworden. Hitler wird in allernächster Zeit die Grenzen schließen. Und wir
haben nichts mehr, das wirr verkaufen könnten. Man spricht davon, dass die
Juden in Gettos gebracht werden sollen. In diesem Fall wird Greschek dir sofort
unsere neue Anschrift schicken.
Walter, zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst. Angst...
um Liesel vor allem, aber auch um mein eigenes Leben. Wir fühlen uns in unserem
alten Deutschland wie auf einer einsamen Insel. Es gibt kaum mehr jemanden, der
noch wagt, mit uns zu sprechen. Es ist grauenvoll.
Mein Sohn, ich schicke dir in diesem Brief den Beutel
Rosensamen, den du wolltest. Mögen diese Samen in der afrikanischen Erde
aufgehen und Jettel, dir und meiner kleinen Regina Freude bringen. Ich denke
immer an euch.
Dein Vater.
Sie haben eine weite Reise gemacht
Ja, eine weite Reise.
01:07:37
Ich möchte, dass
wir Regina bald für die Schule anmelden. 5 Pfund im Monat, das geht doch
gerade.
Ja. Süßkind soll
fragen, wie das geht, wenn er wieder nach Nakuru fährt.
01:07:58:13 Owuor
Jaulen
Rummler?
Owuor singt
"Ich hab mein Herz...
Owuor?
Bwana! Hast du Kochen gelernt ?
Owuor!
Kleine Memsaab! (memsaab Kidogo )
Du hast uns gefunden !
Die mensaab hat in Ol Joro Orok keinen Koch?
Nein, wir haben keinen Koch.
Woher weißt du das nun alles ? Und wie hast du uns
gefunden ?
Rummler hat eine gute Nase.
01:08: 55
Es ist ein Junge und ein Mädchen. Sie haben sich
im Wald verlaufen.Sie haben Angst. In der Nacht ist der Wald gefährlich.
Das ist ein Engel. Der wohnt im Himmel
Und was ist das ?
Das sind seine Flügel. Die braucht er, um in den
Himmel zu fliegen.
Hast du schon einen Engel gesehen?
Nein, Engel kann man nicht sehen.
Die Ahnen kann man auch nicht sehen
Ja, Engel beschützen uns auch, wenn wir in Gefahr
sind.
Ich bin ein Engel und vertreibe die bösen Geister
…..
Kommt her !
Hmmm, Kinder, Kommt her zu mir.
Verschwinde! Verschwinde!
01:11:18:08
01:11:21:08 Ich glaub, das isser .
Lern schön, mein
Mädchen!
Mama. Ich komm
doch in den Ferien wieder!
Ich weiß ja, mein
Engel...
Memsaab dogo!
01:12:31 Die
Schule
Möge auch dieses Jahr von erfolg und wohlergehen geprägt sein, und m¨gen wir
niemals vergessen, dass wir dankbar sein sollten, lernen zu dürfen in diesen
Kriegszeiten gegen den deutschen Agressor. Würden die Jüdischen Schüler bitte
heraustreten, damit wir das Vaterunser sprechen können
Mir san
"'jewish"'. Mir soll'n raustreten, hat er g'sagt!
Ich kapierte
schnell, was es heißt, ein Außenseiter zu sein.
Die jüdischen
Kinder beteten nicht mit und freitags durften wir alles essen.
Auf dem
Sportplatz fiel manchmal aus heiterem Himmel eine Schlange herunter.
Die Raubvögel
verloren ihre Beute. Ich war froh, dass ich Inge hatte.
Sie mochte die
blöden Spiele der Engländer auch nicht.
01:14:15:19
Merkwürdig, wie manche Worte hier an Bedeutung verlieren.
Zum Beispiel
"'Steuererklärung"' oder "'Straßenbahn"'.
Ich frag mich
manchmal, wozu ich mich morgens noch anziehe. Ich könnte auch in einem Sack
rumlaufen. Den Leuten hier wäre das egal.
Mir nicht.
Findest du mich
noch attraktiv? Du hast durchaus großartige Momente.
Hast du im Hotel
jemanden kennen gelernt?
Findest du, dass
Menschen... ein Leben lang zusammenbleiben sollen?
Wahrscheinlich
nicht.
Den Schwachsinn
haben uns wahrscheinlich unsere zivilisierten Vorfahren eingeredet.
Wenn du die Wahl
hättest, würdest du dann gehen?
Ich denke
manchmal, es könnte noch eine glücklichere Variante meines Lebens für mich
geben, weißt du? Wenn ich irgendwann irgendetwas anders entschieden hätte oder
so.
Wir kriegen das
zusammen hin! Ich will das hier schaffen mit dir! Du bist meine Frau. Ich liebe
dich!
Ich vermisse sie
alle so. Meine Mutter, Käthe... Es tut mir so weh!
01:15:48
herein
Mein Name ist Regina Redlich.
(You wanted to see me )Sie wollten mich sprechen ?
Du bist dieses kleine jüdische Mädchen
Wie bitte ?
Ja, sir, ich bin jüdisch
Sag mal, Regina, bist du wirklich so verdammt schlau?
oder kannst du es einfach nicht ertragen, nicht die Beste in deiner Klasse zu
sein.
Wie bitte ?
Ich habe gefragt, warum du so gut lernst ?
Weil wir kein Geld haben.
Wo ist dein Schulwappen ? ist es eine jüdische
Sitte, immer von Geld zu reden?
Weiß ich nicht.
Mein Vater verdient 6 Pfund im Monat. Und die
Schule kostet 5 Pfund
Du weißt gut Bescheid.
Das hat mir mein Vater erzählt.
Hat er tatsächlich.
Mein Vater erzählt mir alles. Er hat mir auch
gesagt : „Du darfst unser Geld nicht verschwenden.
Was hat dein Vater in Deutschland gearbeitet.
Er hat einen schwarzen mantel getragen. Im
Gericht. Aber auf der Farm braucht er ihn nicht mehr.
Bist du gern in Kenia.
Ja, ich mag Afrika und ich liebe Owuor sehr.
Wer ist Owuor ?
Unser Koch. Er ist den ganzen Weg von Rongai nach Ol
Joro Orok gelaufen, um mit uns zu leben und mit unserem Hund Rummler. Owuor ist
ein Luo. Alle anderen auf der Farm sind Poko außer Dawi Jiwan. Der ist Inder.
Und wir sind Deutsche, aber keine Nazis.
Deine Eltern werden sehr erfreut sein, dein
Zeugnis zu sehen. Und deine gute Aufsätze zu lesen.
Sie können kein Englisch aber ich werde Ihnen
alles übersetzen.
01:18:54:01
Owuor!
Memsaab kidogo!
Habari Owuorr.
Kisuaheli
Bend low, O dusky
Night, and give my spirit rest.
Hold me to your deep breast, and put old carres to flight...
Give back the lost delight That once my soul possessed
When Love was
loveliest. Bend low, O dusky Night.
01:21:37:20
Papa!
Mama! Regina,
Vorsicht!
Memsaab.
Mama.
01:21:50:
„Meine Lieben.
Wir sind sehr aufgeregt.
Morgen müssen wir
nach Polen zur Arbeit. Vergesst uns nicht.
Mutter und Käthe.
„
Regina Was bedeutet das?
Walter Mehr durften sie nicht schreiben.
Nur 20 Worte... Eins haben sie verschenkt.…
….
Regina fährt zur Schule
Abends
Jettel Vielleicht
wollen sie versuchen, über Polen auszureisen. Vielleicht haben sie da 'ne Möglichkeit
gefunden. Jetzt sag doch endlich was, Walter! Bitte! Rede mit mir!
Walter Deine Mutter wollte, dass du es
weißt. Sonst hätte sie dir nicht geschrieben.
Polen bedeutet Tod! Soll ich dir was sagen! Ich beneide dich um diesen
Brief! Die Gewissheit, die du jetzt haben kannst! Ich frage mich jeden Tag, wie
es meinem Vater geht. Wo er ist. Wo meine Schwester ist.
Januar 1940 – Am
Radio
Jeder Tag bringt
den deutschen Truppen im Osten neue Niederlagen. Die deutschen Menschenverluste
sind nicht minder bezeichnend. Seit Beginn der russischen Winteroffensive geht
die Zahl der Toten und Gefangenen auf deutscher Seite schon über 400.000
hinaus.
01:23:47 –
1:25:10 Die alte Frau
Was soll das ?
Diese Frau
braucht deine Hilfe nicht. Sie will heute sterben.
Und Ihre Familie
lässt sie hier draußen liegen ?
Die Hyänen werden
Ihren Körper in der Nacht holen.
Kimani, das kann
ich nicht erlauben.
Ich bin die
Mensaab auf dieser Farm.
Ich will dass sie
die Frau in ihr Haus trägt.
Wenn die Frau in
ihrer Hütte stirbt, ist diese Hütte nicht mehr rein. Die Familie müsste ein
großes Opfer bringen um sie zu saubern, das kostet der Familie viel Geld.
Trotzdem, ich
befehle es.
Sobald die
Mensaab in ihrem Haus ist, werden diese Menschen die Frau wieder nach draußen
tragen. Die Frau will hier draußen sterben. So verlangt es die Tradition.
Es ist gut,
Mensaab, meine Mutter stirbt nicht alleine. Die Ahnen sind bei ihr. Sie hat
keine Angst.
Jettel weint
01:25:18:09/
01:25:22:09 Du kannst ab sofort deine Tage hier zählen. Sie nennen es
"'Unternehmen J"'.
Die
Umstrukturierung der in Kenia stationierten Streitkräfte.
Sie nehmen
wirklich auch Deutsche? Jüdische Männer in deinem Alter haben gute Chancen. Man
unterstellt ihnen kaum mehr, auf Seiten Hitlers zu stehen. Du darfst natürlich
nicht so dumm sein zu erzählen, du brauchst Abwechslung. Sie wollen hören, du
stehst auf Seiten der Alliierten und kannst kaum abwarten, für die richtige
Sache zu kämpfen.
Man kann sie in
Nairobi unterbringen.
Ich kann nicht
glauben, dass ich in diesem Krieg nochmal die Gelegenheit bekomme.
Was ist mit dir?
Das ist nicht
mein Krieg. Deutschland hat mit mir nichts mehr zu tun.
01:26:24:07
Ich geh nicht mit
dir nach Nairobi. Ich bleib hier mit Owuor. Mein Entschluss steht fest.
Es ist zu
gefährlich für dich allein.
Du kannst ja
Owuor das Gewehr hier lassen.
Die ganzen
letzten Jahre hast du nach den Fleischtöpfen Ägyptens gejammert Du wolltest
nach Deutschland und Rongai! Aber nie dahin, wo wir gerade waren. Und jetzt
willst du hier nicht weg.
Ich hab keine
Angst mehr vorm Alleinsein.
Aber du wärst
wieder unter Leuten.
Du gehst vor, ich
folg dir nach. Ich will das nicht mehr!
Das kann ich
nicht erlauben. Wenn dir hier etwas zustößt...
Besser, du passt
auf dich selbst auf. Sie schicken Männer nach Burma!
Zum ersten Mal
hab ich das Gefühl, dass ich gefragt werde, ob ich etwas für meine Überzeugung
tun will. Ich kann hier nicht länger rumsitzen. Ich fühl mich so... nutzlos.
Das verstehe ich.
Dann komm mit
nach Nairobi, bitte.
Ich bleib hier.
Mit Owuor.
01:28:35 - 01:30:15
Wenn ich dich
manchmal einen Tag und eine Nacht nicht sehe, wo bist du dann ?
Ich sehe meine
Frauen und meine Kinder. Am See. Bei Kisumu.
Sie sehen dich
nicht oft.
Sie verstehen,
dass ich die Mensaab nicht oft alleine lassen kann.
Aber deine Frau
ist andauernd allein.
Das ist etwas
anderes. Weiße Frauen sind hilflos, schwarze Frauen nicht.
Wie viele Kinder
hast du ?
Ich habe 6 Kinder
und drei Frauen.
3 Frauen. Dann
hast du aber viel zu tun, wenn du sie besuchen gehst.
Ich bringe ihnen
mein Geld.
Es ist nicht
viel. 12 Schillinge sind nicht viel.
Es ist genug. Sie
haben ihre Schambas mit Mais und Bohnen und die Fische vom See.
Respektieren sie
dich ?
Sie respektieren
mich. Ich arbeite im Haus eines Bwanas.
Ich respektiere
dich auch sehr , Owuor. Ich weiß nicht, was wir ohne dich in diesem Land getan
hätten. … Hilfst du mir, bitte.
Mensaab. Ich bin
Koch, kein Haareschneider.
Bitte. Ich kann
es nicht alleine.
Aya.
01:30:17:17 Tür
wird geöffnet
Und deinen
Maisfeldern geht's gut?
Ja, dem geht's
gut.
Hast du Lust auf
'n Ausflug? Ja. Große Lust.
Dann wart ich
draußen auf dich.
Schön, dass du da
bist!
Dieses Land ist
so schön!
Die Alliierten
sind in den letzten Tagen mit mehr als 300.000 Mann an der Küste von Frankreich
gelandet. Danke. Ist das gut oder schlecht?
Schlecht für
Hitler, also würde ich sagen: Gut.
Ist dir das egal,
was in Deutschland passiert?
Und dir?
Was ist? Mach das
nicht mit mir.
Was mach ich
denn?
Komm, in zwei
Stunden wird's dunkel.
01:32:01:
Owuor singt
Bist du schon da!
Ich hab mir
Sorgen gemacht.
Regina. Ich hab
deiner Mutter den Lake Bagoria gezeigt.
Wir waren ganz in
der Nähe von deiner Schule.
Was wirfst du mir
eigentlich vor? Das ich einmal nicht da war?
Warum bist du
nicht mit Papa gegangen?
Das fragst du
mich? Du bist doch diejenige, die so an dieser Farm hängt!
Bullshit. Du
liebst ihn nicht mehr.
Süßkind hat einen
Ausflug mit mir gemacht. Sonst nichts.
Damals im
Hotel... Im NORFOLK. Meinst du, ich hab das nicht mitgekriegt? Du hast was mit
diesem Soldaten da angefangen. Er hat uns diese Farm hier besorgt.
Wir hatten kein
Zuhause mehr!
Und was kann
Süßkind für dich tun, wenn du mit ihm schläfst?
01:33:17:05
Knarren
Regina!
Regina!
Regina?
Regina?
Gleich, Mama. Ich
komm gleich.
Habari. Habari.
Ich hab schon oft
bei Jogona und seiner Mutter geschlafen.
Ihr habt das
nicht gemerkt, weil ich bei Sonnenaufgang immer zu Hause war.
Mein wildes
Mädchen. Du darfst doch nicht einfach so verschwinden.
Das ist so schön!
Kann ich verstehen, dass du das unbedingt haben wolltest.
Dein Papa hätte
mich deshalb beinahe wieder nach Deutschland zurückgeschickt!
Du hast es kein
einziges Mal an gehabt? Nein. Ich konnte gerade noch verhindern, dass er darin
das Fleisch zum Kühlen in den Wind hängt. Deine Großmutter und ich haben es bei
Wertheim in Breslau gekauft. Für 45 Mark. Und danach waren wir noch ein Stück
Käsekuchen essen, im Cafe Monheim.
Ich kann mich gar
nicht mehr an Deutschland erinnern. Nur wenn ich Nüsse esse. Dann denk ich
immer an den Opa.
Mama... warum
werden die Juden überall so gehasst? Du und Papa, ihr seid doch gar nicht
richtig jüdisch. Ihr esst Fleisch. Und du betest auch nie, oder?
Naja, hier schon,
manchmal...
In der Schule
sagen sie, dass die Juden Gottes Sohn umgebracht haben.
Für Papa und mich
hat das Jüdische nie 'ne besondere Rolle gespielt.
Wir dachten, wir
sind so deutsch, wie man nur deutsch sein kann. Die deutsche Kultur, die
Sprache, das war doch immer unser Zuhause.
Vielleicht sind
wir, also die Juden, ja wirklich anders.
Tante Ruth und
Onkel Salomon, die sind anders. Sie leben nach der jüdischen Religion, sie sind
gläubig, das macht sie anders.
Toleranz heißt
ja nicht, dass alle Menschen gleich sind. Und wenn ich etwas hier gelernt habe,
dann, wie kostbar diese Unterschiede sind. Unterschiede sind etwas Gutes,
Regina. Und kluge Menschen würden dir dein Anderssein niemals vorwerfen.
01:36:24:10
Mama? Heute Abend
feiern die Pokot ein großes Ngoma. Sie haben unter dem heiligen Baum ein Lamm
geschlachtet. Es gibt Bier und sie singen. Das musst du mal sehen. Das ist ganz
schön anders!
01:39:52:22
Der Krieg in
Deutschland ist vorbei.
Vor ein paar
Tagen bekam ich einen Brief von einem Deutschlehrer in Tarnopol
Von wem?
Ich kenne den Mann nicht. Er war vor dem Krieg Lehrer. Er
kannte Vater und Liesel.
Vater hat ihm meine Adresse gegeben. Eine Woche vor
seinem Tod. Vater und Liesel haben sich in dem Kellerraum einer Schule
versteckt. Am 17. '42 wurde Vater auf
der Straße von zwei SS-Leuten erschlagen.
Liesel kam einen Monat später nach Belsec. Mit dem
dritten Transport. Von dem ist keiner mehr zurückgekommen. Auf der Flucht hat
sie noch geheiratet. Einen Tschechen. Erwin Schweiger. Er war Lastwagenfahrer.
Wiesbaden den 4. November 1946.
Sehr geehrter Herr Dr. Redlich!
Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass Ihrem Gesuch vom
09.05. des Jahres auf Verwendung im hessischen Justizdienst mit Beschluss vom
14.11. zugestimmt wurde.
Sie werden zunächst als Richter am Amtsgericht Frankfurt
eingesetzt.
Ihr Wunsch nach Mitwirkung beim Wiederaufbau einer freien
Justiz wurde als ein besonderes Hoffnungszeichen für unsere junge Demokratie
empfunden.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie schon heute alles
Gute für die Zukunft...
Papa!
Wie hast du das
denn bloß hingekriegt!
So 'ne Uniform
macht vieles möglich.
Soll ich dir
meinen Platz zeigen? Hier sitz ich und da sitzt Inge. Und am Kopf sitzt die
Aufsicht, ein Mädchen aus der Neunten. Priscilla. So 'ne englische Ziege.
Was ist los? Ist
was mit Mama?
Nein. Keine
Angst. Es ist alles in Ordnung. Ich brauche deine Hilfe!
What do you mean?
Ich will wieder
zurück nach Deutschland!
Ich weiß. Du
willst und Mama will nicht.
Ich habe es mir
sehr, sehr lange überlegt. Ich will und ich muss zurückgehen! Bitte! Mach du's
mir wenigstens nicht so schwer. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich dich
unglücklich mache.
Warum müssen wir
zurück nach Deutschland? Andere müssen doch auch nicht! Inges Vater wird
nächstes Jahr Engländer. Das kannst du doch auch werden. Du bist doch bei der
Army und er nicht!
Vielleicht
bekommt Inges Vater einen englischen Pass. Aber Engländer wird er deshalb noch
lange nicht. Sag mal selbst: Kannst du dir vorstellen, dass er je von eurem
Direktor eingeladen wird?
Von dem bestimmt
nicht. Und auch von sonst keinem!
Mir reicht ein
englischer Pass nicht! Ich will kein Mann sein mit einem Namen, der nicht zu
mir gehört. Hier in Kenia bleibe ich immer ein Außenseiter. Weißt du, was das
für mich bedeutet?
Das weiß ich
sogar sehr gut.
Mein tapferer
Engel. Versprich mir, nicht traurig zu sein, wenn wirr zurück nach Hause
fahren. Versprich mir, dass du mir vertrauen wirrst.
Wenn wir nach
Deutschland müssen... Kann Owuor dann mit uns gehen?
Dieses Mal nicht.
01:47:25:12
Und dann fällt
ihm ein Maiskolben aus dem Hosenbein.
Der Mais steht
sehr gut dieses Jahr. Der Regen kam genau zur richtigen Zeit! Gibson kann
zufrieden sein.
Diese Farm ist
nicht unsere Farm. Und dieser Mais ist mir herzlich egal!
Ich hab einen
Antrag auf Repatriation gestellt. Die Army ist verpflichtet, ihre Soldaten nach
dem Krieg in die Heimat zu entlassen. Für uns wäre das natürlich Deutschland.
Sie zahlen unsere
Schiffskarten.
- Und du hast das
alleine entschieden? Vielleicht wollen Regina und ich ja etwas ganz anderes!
Mit Regina hab
ich schon gesprochen.
Warum tust du
das? Warum besprichst du so was nicht mit mir?
Wie kannst du im
Ernst daran denken, nach Deutschland zurück...
Halt du dich da
raus! Du machst meine Familie nicht kaputt!
Weißt du, was
dein Problem ist? Du weißt nicht, wer du bist!
Wir sind Juden,
Walter! Auch wenn dir das wenig bedeutet.
Jettel.
Das sag ich jetzt
nur einmal.
Du weißt, wenn du
das willst, kannst du bei mir bleiben.
Das würde mich
sehr glücklich machen.
Inge hat eine
andere Freundin.
Als Vierjährige
in Leobschütz hat sie Königsberger Klopse geliebt...
Auf ein frohes
neues Jahr, Jettel.
Wirr brauchen
mehr Wächter für die Felder. Nachts wird sehr viel Mais gestohlen.
Vielleicht kannst
du mal mit den Männern reden.
Walter?
Ich muss eine
Entscheidung treffen. In Frankfurt erwartet man meine Nachricht.
Ich geh nicht
zurück nach Deutschland.
Du willst unsere
Familie aufgeben?
Wieso glaubst du
noch an Deutschland?
Ich bin Jurist!
Ich liebe meinen Beruf! Und ich habe die vermessene Idee, dass ich nützlich
sein könnte in diesem neuen Deutschland.
Du verdammter
Idealist! Glaubst du, es gibt plötzlich keine Nazis mehr? Das sind die Mörder
unserer Eltern!
Ich bin Idealist
Und ich steh dazu! Das ist kein Schimpfwort, sondern das steht für den Glauben
an die Menschheit! Das ist vielleicht ein naiver Ansatz, aber jeder andere
Ansatz führt in den Tod! Dieses Land hat unser Leben gerettet. Aber es ist
nicht unser Land.
Du nimmst Owuor
ja die ganze Arbeit weg, mein fleißiges Mädchen.
Mama braucht doch
deine Hilfe. Morgen oder übermorgen geht die Ernte los!
Sie hat das die
letzten Jahre ganz gut ohne mich hingekriegt.
Manchmal bin ich
jetzt lieber in der Schule als hier. Wieso ist das so, Papa?
Ich weiß es
nicht.
Die Arbeiter
singen
Alarmsignal
Klappern,
aufgeregtes Geschrei
Memsaab!
Die Heuschrecken
Siegesschreie
Sie fliegen weg,
Mama! Sie fliegen weg!
Willst du? Das
tut deiner Stimme gut! Danke.
Danke, dass du
zurückgekommen bist.
Du musst
vorsichtig sein. Weil ich schwanger bin.
Von mir?
Allerdings.
Jettel, Liebste,
ich will dich nicht verlieren.
Können wir nicht
die ganze Nacht so sitzen bleiben?
Die Frauen und
Männer im Dorf küssen sich nie. Die wissen gar nicht, was Küsse sind!
Wie schade.
Alles, was ich
auf dieser Welt liebe, liegt hier in diesem Bett.
Der Gesang der
Pokot-Frauen drang noch tiefer in mein Herz als sonst.
Papa hatte mir am
Morgen erzählt, dass Mama wieder ein Baby bekommt.
Ich spürte Owur
neben mir und wusste, diese gute Nachricht ist auch gleichzeitig eine traurige
Nachricht.
02:03:31:11
Nzurri.
Den Brief... Ich
werde ihn zerreisen.
Welchen Brief?
Aus Wiesbaden. Vom Justizministerium.
Ohne euch kann
ich nicht gehen.
Meine Eltern
haben ihre Hochzeitsreise nach Frankfurt gemacht. Mein Vater war schon am
ersten Abend entsetzlich betrunken vom Apfelwein. Und Mama war ganz enttäuscht.
Ich hab so Angst
vor den Menschen da. Du nicht?
Doch.
Liebst du mich?
Wenn du mich
lässt.
Dann entscheide
du das für uns.
02:06:21:
Owuor?
Owuor?
Papa. Owuor muss
gehen. Oder willst du, dass sein Herz eintrocknet?
Er will nicht
sterben.
An einem Abschied
stirbt man nicht! Sonst wäre ich schon längst tot!
02:09:17:20 Alles
Gute.
Dir auch. Vielen
Dank.
Ich hoffe, du
wirst glücklich.
Pass auf dich
auf.
Zug bremst
Why we stopping
now? I have no idea.
Bananen,
Bananen...
Mein Bruder wurde
am 6. Juli 1947 geboren. Dank der Hilfe des mächtigen Gottes Ngai
kam er ohne Komplikationen
auf die Welt. Er war groß und kräftig und meine Eltern nannten ihn Max. Nach
meinem Großvater.